"Eine Art Salon. Curated by Marion Piffer Damiani"

 

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Vienna, Austria

 

11. 10. 2013 - 24. 11. 2013

Artists: John M Armleder, Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Thomas Feuerstein, Günther Förg, Leiko Ikemura, Florin Kompatscher, Hermann Nitsch, Walter Obholzer, Norbert Schwontkowski, Erik Steinbrecher, Tal R, Otto Zitko

 

 

Die Erfolgsgeschichte der Malerei verdankt sich wesentlich dem mobilen Tafelbild, seiner Doppelnatur als Gebilde, das einerseits in sich geschlossen ist und andererseits in den verschiedensten Kontexten und Arrangements zirkuliert. Das mobile Tableau macht den Präsentationshintergrund zu einem Vexierbild. Dasselbe Bild wechselt unmittelbar vom neutralen Weiß der Kunstgalerie in den institutionellen Rahmen eines klassischen Museums, vom Gesamtkunstwerk im selbstorganisierten Kunstraum in die häusliche Einrichtung eines privaten Environments, bis hin zur Präsentation als Handelsware im Rahmen einer Kunstauktion. Deshalb sind der Umgang mit Verortungsstrategien und das Spiel mit Präsentationsweisen immer wieder auch Bestandteil kritischer Malereipraktiken.

 

Ein zentraler Ort der Zirkulation von Bildern - vor allem auch der gemalten - ist immer noch die Galerie. Die Ausstellung „Eine Art Salon“ in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman anlässlich der diesjährigen Ausgabe von curated by_ zur Frage „Why painting now?“ handelt von „Rahmenbedingungen“ und zeigt in Anspielung auf eine frühe Präsentationsform des mobilen Tafelbildes in den akademischen Salons (und implizit den mannigfachen Gegensalons) eine künstlerisch konzipierte Accrochage. Zu Salonzeiten gestalteten renommierte Künstler in der Rolle eines „Tapissier“ oder „Décorateur“ die Hängung der einzelnen Gemälde in Gruppen und übereinander geordneten Reihen häufig vor Wandteppichen mit floralem Muster. Heute zeigt sich Malerei auf einem offenen Beziehungsfeld gerne in Begleitung. So nimmt der Schweizer Künstler John M Armleder in seiner Werkgruppe der „Furniture Sculptures“ den „Tapetenwechsel“ mobiler Tafelbilder vorweg, indem er zu eigenen Malereien Versatzstücke einer möglichen Einrichtung oder eines möglichen Hausrats gleich mitliefert. Die Frage nach der Beziehung zwischen dem Kunstwerk und der Welt ist eine immanente, die Distanz und Freiheit verschafft, um Konventionen und Systeme hinter sich zu lassen: „Man schreibt ein Narrativ, das über einen selbst hinausreicht...“ (JMA in Frieze d/e No. 10, August 2013, S. 77)

Für „Eine Art Salon“ übernimmt der gebürtige Schweizer und in Berlin lebende Künstler Erik Steinbrecher die Regie. Humor und Ironie kennzeichnet das Werk des Künstlers, der vor allem auch bekannt ist für seine wuchernden assoziativen enzyklopädischen Zusammenstellungen von Einzelbildern unterschiedlichster Provenienz aus der unerschöpflichen Bilderwelt des Alltags. Erik Steinbrecher positioniert, gruppiert und verschiebt die Bilder wie in einem Layout, ordnet sie zu übersichtlichen Kompositonen, mit den traditionellen Gattungen der Malerei spielend, von der Landschaft zum Interieur, vom Menschenbild zu den vielfältigen Variationen der Abstraktion. Die Idee folgt dem Bild eines bürgerlichen Salons, Tafelbilder hängen einzeln oder in übersichtlichen Gruppen - einer Sammlung gleich - an den Wänden oder korrespondieren auf spielerische Weise mit den im Raum platzierten Objekten. Um die zentral in den Hauptraum positionierte Skulptur von John M Armleder „FS 230“ (1989) aus drei gepolsterten Stilstühlen auf einem acrylbemalten Sockel, arrangiert Erik Steinbrecher einen Reigen abstrakter Tableaus, jedes einzigartig und zugleich Teil eines Systems, in dem es zirkuliert. Die „Auslegungen“ folgen nicht kunsthistorischen Rastern sondern entfalten vielmehr vermeintliche Familienähnlichkeiten und provozieren eine vergleichende Wahrnehmung von Bild und Objekt, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft von Gemaltem, das vielleicht an Pflanzliches erinnert, skulpturale "Blumeninseln" von John M Armleder auftauchen.

 

Das Spiel mit Anspielungen und Andeutungen spinnt sich weiter in einer Zusammenstellung von Malereien mit Interieurs, Figuren und verschwundenen Figuren sowie einer den Raum „belebenden“ Figurine. Die Figurine mit dem Titel „ER“ (2013) von Erik Steinbrecher besteht aus einer Kinderschaufensterpuppe mitsamt Gummimaske und weißem Sportoutfit aus Männerpolohemd, Sportsocken und Sneakers. Neben den Elementen eines stilisierten Mobiliars und einer gebändigten Natur von John M Armleder vervollständigt Erik Steinbrecher mit einem Modell (oder Phantom) des menschlichen Körpers diese flüchtige „malerische “ (im Sinne von „die Malerei betreffende“) Szenografie der wechselseitigen Verweise. Wer ist „ER“? Ein Gast? Ein Besucher? - Ein Maler?

Marion Piffer Damiani, Kuratorin

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman

Seilerstätte 7

1010 Vienna

Austria

tel +43 151 20 840

fax +43 151 20 840-13

 

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