"Der rote Faden - Ordnungen des Erzählens"

 

Kolumba Museum, Cologne, Germany

 

15. 09. 2015 - 22. 08. 2016

 

 

 

Eine großartige Leihgabe – der 20teilige mittelalterliche Bilderzyklus zum Leben des hl. Severin (St. Severin, Köln) – liefert diesmal den Anlass für das Jahresthema. Wir beschäftigen uns mit der Frage, wovon und mit welchen Mitteln die bildende Kunst erzählt. Dabei interessiert uns, welche strukturellen Voraussetzungen im Kunstwerk jenseits der Literatur spezifische Möglichkeiten des Erzählens bereit halten. Damit kann Kolumba die gesamte Bandbreite seiner Sammlung ausspielen: Vom spätgotischen Hausaltärchen über eine Abfolge der schönsten mittelalterlichen Skulpturen reicht das Spektrum bis zu fotografischen Bildserien und Videoarbeiten der Gegenwart. Nach sieben Jahren ist Marcel Odenbachs Videoinstallation »In stillen Teichen lauern Krokodile« wieder zu sehen. Im Armarium, dem geistigen Zentrum des Neubaus, zeigen wir zudem Notizen und Schnittpläne, die – inmitten einer Kunstkammer gleichen Versammlung von hochrangingen Exponaten zur Passion Christi – Einsicht geben in den Entstehungsprozess seiner Arbeit. Es liegt nahe, über die künstlerischen Prozesse nachzudenken, in denen sich das Vokabular der christlichen Ikonographie herausgebildet hat. Mit dem »Christus in der Rast«, einer um 1480 entstandenen Skulptur, die wir als herausragenden Neuzugang und großzügige Schenkung erstmals vorstellen können, lässt sich beispielhaft verfolgen, wie mit dem Wandel der Frömmigkeit neue Bildthemen entstehen, die sich aus verschiedenen Quellen und literarischen Vorlagen speisen und gleichzeitig als feste Typen verselbständigen. In seiner Nutzung als künstlerisches Medium gilt dem Buch unsere besondere Aufmerksamkeit. Hier zeichnet die Kolumba-Sammlung eine hohe Vielfalt aus, die von der mittelalterlichen »Ars Memorandi« und ihrer in Piktogrammen verdichteten Narration bis zu den Künstlerbüchern der Moderne und den Erzeugnissen der Leipziger Buchkinder reicht. Mit den Alben von Ilya Kabakov stellen wir – analog zur Vita des hl. Severin – 10 Charaktere vor und zeigen sein Frühwerk, das aus einer Zeit stammt, bevor er durch seine raumgreifenden Installationen internationale Bekanntheit erlangte. – Neben dem »Christus in der Rast« sind zahlreiche Werke der Sammlung zum ersten Mal zu sehen, darunter das erzählfreudige und eindrucksvolle Fragment eines Hl. Martin zu Pferd, die Michelssche Muttergottes aus der Schenkung Härle und die dreizehn Figuren eines spätmittelalterlichen Aussendungsaltars; erstmals gezeigte Einzelwerke und Werkzyklen stammen u.a. von Michael Ashkin, Keith Haring, Rebecca Horn und Konrad Klapheck, dessen großformatiges Gemälde »Der Dämon des Fortschritts» zu seinen Hauptwerken zählen dürfte. Die selten vollständig ausgestellte 50teilige Radierfolge »Der Krieg«, die Otto Dix 1924 vorgelegt hat, zeigen wir in ihrer ganzen Drastik. Sie korrespondiert mit dem eindrucksvollen Cruzifixus dolorosus aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, der ebenfalls als Leihgabe aus Sankt Severin in Kolumba zu Gast ist. Ein Kabinett u.a. mit Werken von Hubert Berke, Louis Soutter und Andor Weininger erschließt Erlebniswelten des Begehrens, des Traums, der Halluzination und des Wahnsinns mit überraschend unverbrauchten Bildern der 1920er bis 1950er Jahre.

 

 

Artists: Michael Ashkin, Victoria Bell, Kurt Benning, Hubert Berke, Gaston Chaissac, Michael Buthe, Otto Dix, Felix Droese, Bill Fontana, Erasmus Grasser, Keith Haring, Patrick Henkel, Rebecca Horn, Leiko Ikemura, Hans Josephsohn, Leonhard Kern, Ilya Kabakov, Konrad Klapheck, Jannis Kounellis, Heinrich Küpper, Jürgen Kriebel, Stefan Lochner, Andreas Maus, Marcel Odenbach, Norbert Schwontkowski, Richard Serra, Louis Soutter, Simon Troger, Andy Warhol, Andor Weininger, Josef Wolf, a. o.

 

 

Kolumba

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50667 Cologne

Germany

 

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sources: www.kolumba.de